Wort zum Sonntag für den Hellweger Anzeiger am 31. Dezember

von Pfarrer Detlef Main aus der Evangelischen Kirchengemeinde Massen

Liebe Leserin und lieber Leser!

Ich hoffe, Sie haben heute einen guten Übergang ins neue Jahr und ich wünsche Ihnen von Herzen ein gesegnetes und gesundes Jahr 2022!

Die christlichen Kirchen legen für jedes Jahr ein Bibelwort fest, das als Jahreslosung sozusagen über den nächsten 365 Tagen stehen soll. Für 2022 ist ein Wort aus dem Johannesevangelium ausgewählt worden. Und dort spricht Jesus und sagt: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen! (Johannes 6,37)

Wer schon einmal die Erfahrung machen musste. abgewiesen zu werden, der weiß, wie wichtig dieses Wort Jesu sein kann. Ich denke zunächst mal an die Eltern Jesu, die in Bethlehem an allen Gaststätten abgewiesen wurden und dann schließlich ihr Kind in einem Stall zur Welt bringen mussten. Diese Erfahrung abgewiesen zu werden, haben leider unzählige Menschen nach Maria und Josef auf der Flucht auch machen müssen und machen sie bis heute. Nirgends Aufnahme finden, immer weitergeschickt und abgewiesen werden ist zermürbend und löst Angst und Unsicherheit aus.

Aber auch in unserer Gesellschaft gibt es die Erfahrung abgewiesen zu werden. Wenn der Antrag auf Hilfe bei den Behörden abgewiesen wird, so ist das mindestens eine Enttäuschungserfahrung für diejenigen, die den Antrag gestellt haben. Oder wenn ein anderer den Job bekommt und meine Bewerbung abgelehnt wird, ist das mit Gefühlen verbunden, die niemand gern hat: Ich fühle mich unterlegen, abgewiesen, muss mich neu aufmachen und es woanders versuchen.

Besonders weh tut es, wenn wir von Menschen einen Korb bekommen, die wir eigentlich sehr mögen und deren Freundschaft wir gern hätten. So etwas ist im¬mer mit Schmerz und Trauer verbunden. Noch schlimmer ist es, wenn Kinder die Erfahrung machen müssen, dass ihre Eltern sie immer wieder abweisen und ihnen nicht liebevoll begegnen.

Es geht aber auch weniger dramatisch: Auch ich habe neulich in der Impfschlange die Erfahrung machen müssen, abgewiesen zu werden. Meine zweite Impfe lag noch keine sechs Monate zurück. So hatte ich keine Chance auf einen Booster und durfte wieder nach Hause gehen. Kein gutes Gefühl. Wer abgewiesen wird, bekommt ja als Subtext mitgeteilt: Du bist nicht an der Reihe. du passt nicht, dich brauchen wir hier nicht.

Wie gut, dass über diesem Jahr ein anderes Wort steht: Jesus weist niemanden ab, der vor seiner Tür steht und zu ihm will. Niemanden. Das ist wichtig, denn Jesus macht seine Liebe zu uns Menschen nicht davon abhängig, wie wir aussehen, wo wir herkommen, was wir können oder was unsere Vorerfahrungen sind.

Jesus sagt: Ich bin das Brot des Lebens. Wenn ihr zu mir kommt, dann habt ihr alles, was ihr zum Leben braucht. Ja Jesus dreht das Abgewiesenwerden um in Hinwendung und Zuwendung. Davon leben wir letztlich.

Und es ist gut, dass wir die Hinwendung und Zuwendung, die wir bei Jesus erleben, auch weitergeben können. Seien wir da ruhig kreativ. Es wird uns gut tun im neuen Jahr. Da bin ich ganz sicher!

Pfarrer Detlef Main

Friedensstr. 6
59427 Unna

Tel.: 02303 50798

mail: detlef.maindontospamme@gowaway.kk-ekvw.de

 

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